Abonniere den Batteriepodcast & bewerte ihn in deiner ⭐⭐⭐⭐⭐ Podcast-App #elektroauto 🚗 #energiewende ⚡ #batterieforschung 🔋

Prof. Lion Hirth: 5 Mrd. € NETZKOSTEN (2025) 😲😲 für verpennten Netz-Ausbau?

Shownotes

Unser Podcastgast Prof. Lion Hirth (Hertie School Berlin) analysiert täglich Deutschlands Energiemärkte. Unübersehbar dabei, dass die Übertragungsnetze immer öfter an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Obwohl er keine Angst vor einem bevorstehenden Blackout hat, sieht er doch eine wachsende Ineffizienz, die Deutschland jedes Jahr immer teurer zu stehen kommt: Fünf Mrd. Euro an Kosten pro Jahr fallen mittlerweile dafür an, dass der Strom überall im Land gleich viel kostet - die sog. "einheitliche deutsche Strompreiszone" (scherzhaft fiktiv auch "Kupferplatte" genannt). Hirth und seine Kollegen empfehlen nun eine Lösung, die nicht allen gefallen dürfte.

Deutschlands Elektrizitätsnetzen entstehen immer dann hohe Kosten, wenn Übertragungsnetze den Strom nicht gleichmäßig in ganz Deutschland verteilen können. Dann stehen Windkrafträder ungeplant still, PV-Parks werden abgestellt und Gaskraftwerke springen anderenorts ein: "Die einen bekommen für die Produktion mehr Geld als den einheitlichen Strompreis, die anderen bekommen Geld dafür, dass sie nicht produzieren", so Hirth. Im Gegensatz zur Bundespolitik geht er nicht davon aus, "dass die dafür verantwortlichen Netzengpässe auf absehbare Zeit gelöst werden". Der Netzausbau werde dauerhaft zu langsam sein.

Dabei wäre es relativ einfach, die "Spielregeln des Strommarktes" zu ändern: Eine Aufteilung der deutschen Strompreiszone würde zum Beispiel viele Probleme lösen:

  • drastische Reduzierung von Redispatch- und Abregelungskosten
  • effizientere Einspeisung von erneuerbaren Erzeugern
  • netzdienliches Laden von Batterien
  • reale Lastverschiebung von Verbrauchern
  • Bauanreiz für Erneuerbare Erzeuger am richtigen Standort

Genau diesen Weg sind die skandinavischen Länder bereits gegangen: Norwegen hat fünf Preiszonen, Schweden hat vier, sogar Dänemark ist in zwei Zonen unterteilt. Prof. Hirth denkt daher sogar über sogenannte "lokale Strompreise" nach. Dadurch würden nicht nur zwei, drei, vier oder fünf deutsche Strompreiszonen entstehen, sondern gleich mehr als 500 Zonen. Nämlich jeweils an den Umspannwerken einer jeden Stadt. Das "Maximum an Effizienz, Kosten, Digitalisierung und Marktdenken" hat nur einen Nachteil: Einige deutsche Regionen werden wohl im Schnitt höhere Strompreise zahlen müssen als bisher gewohnt.

FAZ-Artikel: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-nachhaltigkeit/der-deutsche-strommarkt-braucht-lokale-preise-19845012.html

Lion Hirth auf Linkedin: https://www.linkedin.com/posts/lionhirth_lokale-preise-activity-7281983242486837249-hEZB

Die Ergebnisse der "#Bidding #Zone #Review" werden verzögert veröffentlicht. Der europäische Netzbetreiber #ENTSO-E bestätigte eine Verzögerung der "Gebotszonenüberprüfung" vom 27. Januar auf das Frühjahr 2025.

Im Geladen-Podcast setzen sich Patrick Rosen und Daniel Messling mit ihren Gästen wissenschaftlich mit den Themen Energiewende, Elektromobilität, Elektroauto und Batterie auseinander. Der Podcast wird produziert vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Geladen-Tassen, Shirts & Caps: https://geladen-der-batteriepodcast.myspreadshop.de/all/

Geladen-Anrufbeantworter: Ihre 1-minütige Sprachnachricht per WhatsApp! https://wa.me/4915238236495

Instagram: https://www.instagram.com/geladenpodcast

Alle Links: https://linktr.ee/geladen

Kommentare (5)

Andreas Mahling

Interessanter Bericht - allerdings finde ich für die von Prof. Hirth angeführten Redispatch-Kosten ("drei, vier, oder fünf Milliarden Euro") keine Belege. Die Statistik der Bundesnetzagentur https://www.smard.de/page/home/topic-article/211972/213270 weist für 2023 Redispatch-Kosten von ~2,5 Mrd € aus, für Januar - Oktober 2024 sind es ~ 1,2 Mrd. €. Immer noch (zu)viel Geld, aber doch deutlich weniger als die von Prof. Hirth genannten Zahlen. Könntet Ihr freundlicherweise nochmal nachfragen, wie seine Zahlen zustande kommen?

Energiebilanz

Die Erzeugung für elektrische Energiesystem soll mit möglichst wenig fossile Emissionen erfolgen. Allerdings sind derzeit neben Kernenergie nur Verbrennungsprozesse tatsächlich steuerbar. Erneuerbare Erzeuger können eben nur abgesteuert werden. Daran kann kein Preis etwas ändern, auch kein Knotenpreis. Preisbildung kann nur protektionistisch Kosten unter Energie-Anwendern umverlagern. Das führt aber weiter in die falsche Richtung. Das Pricing der USA führt in die Irre, denn dort gibt es nur ca. 20% erneuerbare Erzeugung. In Deutschland wurde der Speicherausbau fahrlässig vernachlässigt, erneuerbare Erzeugung unverhältnismäßig zugebaut und fossile Erzeugung stillgelegt oder in Reserve gesetzt. Das sind die Hauptursachen, die dringend jetzt angegangen werden müssen, um die Schieflage im Elektrischen Energiesystem zu beheben.

Geladen Zuhörer

Tolle Episode. Die Probleme sind offensichtlich, in der Politik bekannt und werden gekonnt ignoriert. Der Vergleich auf das glorreiche Amerika fand ich sehr unpassend. Als würden die Politiker in den USA immer den Weg der Wissenschaft gehen. PS: Ich nutze euren Podcast zum einschlafen und die Zwischentöne am Ende mit den Einspielungen von Höhrern war sehr unangenehm. Ginge es nächstes Mal etwas weniger Signaltonartig?

Herbert Saurugg

Danke, wieder eine interessante Episode, auch wenn ich das etwas kritischer sehe. Natürlich kann man über den Strompreis eine gewisse Lenkungswirkung erzielen, aber wie hoch diese tatsächlich sein wird, ist im Voraus schwer zu sagen. Und wir haben das Problem nicht erst in 10-15 Jahren, sondern schon heute. Warum das System, das seit Jahren immer komplexer wird und in dem die Spielregeln des Marktes Vorrang vor den physikalischen Rahmenbedingungen haben, weiterhin reibungslos funktionieren soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Denn Physik ist nicht verhandelbar, sie hat harte Grenzen. Wenn die nicht mehr passen, bricht ein komplexes System zusammen. Ich habe erst kürzlich eine umfassende systemische Betrachtung vorgenommen, in der ich die verschiedenen Gefangenendilemmata und auch Lösungsansätze beschreibe (https://www.saurugg.net/2025/blog/energiezellensystem/gefangen-im-system-warum-die-energiewende-mehr-kooperation-braucht). Etwa auch, warum der Preis kein ausreichendes Steuerungssignal ist. Wir können die Probleme nicht mit der gleichen Logik lösen, mit der sie entstanden sind ...

Wolfram Gettert

Wirklich coole Episode. Selten so gespannt zugehört! Wenn man die Preise pro Netzknoten festlegt passiert ja kein Redispatch mehr. Wir sparen also erhebliche Kosten. Kann das die Preiserhöhung die teilweise stattfindet wettmachen?

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.